Schon auf der letzten Großfahrt schmiedeten wir Pläne für die Sommerfahrt 2004. Ganz hoch in den hohen Norden Europas sollte es gehen um einmal absolute Wildnis zu erleben. Ein Jahr später, am Samstag, den 28. August, ging es dann auch los ... gerade noch rechtzeitig eilte der letzte Fahrtenteilnehmer herbei, der sich 10 Minuten vor Abfahrt des Zuges auf die Suche nach seinem Ausweis begeben hatte.
Mit dem Wochenendticket ging es dann von Aschaffenburg nach Rostock, wo wir gleich in die Fähre „Huckleberry Finn“ einschifften und uns im Aufenthaltsbereich der Fähre mit Schlafsack und Isomatte für die Nachtfährfahrt gemütlich machten. Mit Bus & Bahn fuhren wir zum ersten Ziel unseres 2-wöchigen Abenteuers: Gunnerud. Denn hier zeigten uns mehrere nette Mädels einer Floßbaufirma, wie man ein Floß baut. Und da neun Pfadfinderinnen und Pfadfinder nicht auf ein Floß passen, bauten wir gleich zwei Flösse. Bei strömenden Regen rollten wir rund 3 Meter lange Stangen ins Wasser und verknoteten diese dann – unter Anleitung der schwedischen Mädels – zu zwei Flößen.
Jetzt konnte es losgehen: Die Zelte wurden auf den Flößen errichtet, die Rucksäcke auf die Flöße geworfen und die Fahrt begann. Beide Flöße banden wir zusammen, so das wir auf einem rund 20 Quadratmeter großen Floß dem Fluss entlang fuhren. Ein Tag vorher wurden wir in die Schwierigkeiten des Floßfahrens eingewiesen ... als Bärentöter befolgten wir natürlich die Tipps nicht und ließen uns getreu dem Motto „Lass´ es doch treiben...“ auf dem Floß gemütlich angehen. So wurde mancher Stein im Wasser übersehen, eine Sandbank angelaufen und die Flora und Fauna bei mehreren Zusammenstößen mit dem Flussrand begutachtet. Fünf Tage später bauten wir das Floß ab (es hätte eh nicht länger gehalten) und fuhren über Stockholm mit dem Nachtzug nach Abisko, ganz hoch im Hohen Norden Schwedens rund 300km über den nördlichen Polarkreis.
Hier sollte der zweite Teil unserer Fahrt beginnen: Die Wanderung auf dem legendären Kungsleden! Nach einem obligatorischen Foto vor dem „Tor zur Hölle“ – dem Eingang zum Kungsleden - ging es rein in die Wildnis. Zu Beginn der Wanderung kamen wir uns vor wie in einem Stadtwald, da die Wege doch recht breit waren und man leicht voran kam. Dies änderte sich jedoch spätestens als wir die Grenze des Nationalparkes erreichten. Teilweise musste man nun auf Holzbohlen laufen, um nicht in dem Sumpf einzusinken. Schnell erreichten wir die Baumgrenze und waren fasziniert von der endlosen Weite Lapplands.
Wenn man sich vorstellt, dass man 100km lang laufen muss, um wieder auf Zivilisation zu treffen, merkt man wie klein man eigentlich ist. Die Nächte verbrachten wir zum Teil in selbstgebauten Poncho-Kothen-Konstruktionen, am wärmenden Kothenfeuer und in einfachen Schutzhütten am Wegesrand. Während der Wanderung konnten wir gleich zwei Jahrszeiten erleben. Zu Beginn unserer Wanderung färbten sich die Blätter gold-gelb, einige Tage später wurden wir von einem Schneesturm überrascht und wanderten mehrere Tage durch ein wunderschönes weißes Lappland. Weitere Fotos von der Fahrt findet Ihr in der Fotogalerie. Die digitalisierte Fahrtenchronik wird - sobald sie fertig geschrieben ist - auf unserer Homepage veröffentlicht.
(Erik Böttcher)



